Die Himbeeren, die auf dem Grundstück vom Ferienhaus wachsen, haben letztes Jahr wenig getragen, und sie sehen auch ziemlich verwildert aus. Ich weiß nicht genau, wann sie das letzte Mal geschnitten wurden, anzusehen ist ihnen auf jeden Fall überhaupt kein Schnitt mehr.
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Besonderheiten beim Himbeerenwuchs
Bis zum Herbst hatten wir keine Zeit, also habe ich jetzt quasi meine Garten-Hausaufgaben gemacht und mich für das nächste Jahr informiert:
1. Himbeeren tragen an zweijährigen Ruten, also immer an der Rute, die im Vorjahr gewachsen ist. Der wichtigste Schnitt betrifft die alten Ruten, wenn sie getragen haben und abgeerntet sind, werden sie bodeneben abgeschnitten. Denn die Rute, die Früchte ausgebildet hat, tut das nur einmal mit voller Kraft, wenn überhaupt, würden nur noch ein paar mickrige Beeren kommen. Also weg damit, dann kann der Rest wieder kraftvoll wachsen. Die alten Ruten werden sehr tief abgeschnitten.
2. Da Himbeeren mit Vergnügen wuchern, wird auch der Neuaustrieb etwas zu üppig ausfallen. Dieser Neuaustrieb hat zur Erntezeit schon sichtbare Größen erreicht, von diesen Ruten solltet Ihr nur die kräftigsten Ruten stehen lassen, etwa 6 bis 8 pro Quadratmeter. Der Rest wird entfernt, sonst würden sich an vielen Trieben viele, aber mickrige Früchte entwickeln. Unverzweigte Jungruten könnt Ihr etwas einkürzen, damit sie sich noch verzweigen.
Himbeeren schneiden – So geht’s
3. Hier gilt es, die richtigen Triebe wegzuschneiden, auf jeden Fall alle, die ungesund aussehen, eine violette Färbung haben oder Knoten gebildet haben. Ansonsten empfiehlt es sich eventuell, die stärksten Triebe wegzuschneiden, da sie zu Rissen neigen, oder bei sehr schnell wachsenden Himbeeren sogar die kleineren Triebe vorzuziehen. Während des Wachstums könnt Ihr auch immer wieder schwache Neutriebe entfernen, die zwischendurch nachwachsen und die Fruchtentwicklung schwächen.
4. Es gibt Himbeeren, die zweimal tragen können. Sie tragen im (Früh-)Sommer am unteren Ende der Vorjahrstriebe und dann im Herbst noch einmal am oberen Ende der Triebe des aktuellen Jahres. Diese Triebe bringen im nächsten Jahr zweijährig die frühe Ernte am unteren Ende. Deshalb werden sie nicht komplett abgeschnitten, dann wäre ja nichts mehr da, das nächstes Jahr tragen könnte. Da die Ruten dieser Himbeeren im Herbst aber nur am oberen Ende tragen und dieses obere Ende nach der Ernte abstirbt, wird dieses Ende entfernt. Manche sind der Meinung, man solle das trockene obere Ende übriglassen, weil jede Schnittstelle eine Eintrittstür für Krankheiten ist. Erst wenn ein Trieb zweimal getragen hat, wird er dann endgültig bis zum Boden abgeschnitten.
5. Es gibt aber auch Menschen, die die Früchte an den zum zweiten Mal tragenden Trieben nicht besonders gut finden. Sie behandeln auch zweimal tragende Sorten wie die Autumn Bliss wie normale Himbeeren, schneiden also direkt nach der ersten Ernte den (bis zur Hälfte) abgeernteten Trieb bis auf den Boden zurück. Stehen gelassen werden nur die Neutriebe, die dann im nächsten Jahr tragen – sie werden behandelt wie oben beschrieben.
6. Wenn die Himbeere insgesamt zu groß geworden ist, kann sie im Herbst nach dem Laubfall einen Formschnitt bekommen, zu einer Zeit, in der sich die Schnittstelle bis zum Frost noch verschließen kann. Ihr solltet in diesem Fall nicht zu weit zurückschneiden, auch wenn Ordnung angesagt ist, da die Pflanzen in einem harten Winter bis zu 40 cm Frost in die Adern bekommen können. Erfasst dieser Frost die gesamte Pflanze, würde sie erfrieren, eine Höhe von circa 1 Meter sollte die Himbeere auch nach dem Schnitt deshalb noch haben. Nach den frostigen Tagen im Frühjahr, vor dem Austrieb, kann der Formschnitt dann fortgesetzt werden.
7. Man soll sogar “normale” Himbeeren zu zweimaligem Tragen motivieren können: Wenn die Pflanze an einem sehr sonnigen Standort bei freundlicher Witterung sehr früh getragen hat, könnt Ihr sofort nach der letzten Beere die alten Ruten abschneiden, manchmal bilden sich dann an den frischen Ruten nochmals Früchte.
8. Zu spät im Jahr solltet Ihr nicht mehr schneiden, dann kann Frost reinkommen. Es gibt allerdings Menschen, die sich den Schnitt nach der Ernte ersparen und die abgeernteten Triebe erst an einem frostfreien Tag im Januar oder Februar entfernen. Das setzt jedoch voraus, dass man fähig ist, die abgeernteten Zweige an den Resten der Fruchtstände zu erkennen und dass man ein Gefühl dafür hat, bis wohin der Zweig abgestorben ist, sonst könnte die Pflanze Schaden nehmen.
Mein Fazit
Also werde ich mich im Frühjahr in voller Rüstung in die Himbeeren stürzen und alles abschneiden, was offensichtlich zweijährig oder älter (braune Rinde) oder vertrocknet oder sonst wie zu viel ist. Dann werde ich sie erst einmal wachsen lassen und schließlich nach und nach in Form bringen.