Was den Europäern der Porenbeton, ist den Amerikanern die Grobspanplatte – so lautet nicht etwa ein berühmtes Sprichwort, sondern ein trivialer Vergleich, mit dem man die bauwirtschaftliche Bedeutung von Plattenwerkstoffen auf beiden Kontinenten auf den Punkt bringen könnte. Aber auch in unseren Breiten wird durchaus gerne mit Bauplatten aus Holzbestandteilen gearbeitet. Sie finden sogar bei experimentellen Baukünstlern Verwendung, wofür Carl Turner Architects‘ ultramodernes Land-Meeting-Haus.
Grobspanplatten werden heute weitgehend mit dem Kürzel „OSB“ versehen. Sie sind Heimwerkerbereich auf vielfältige Weise verwendbar. Mit ihrer Rohdichte von 600 bis 700 kg pro m³ eignen sie sich für Boden-, Wand- und Deckenverkleidungen. Im Unterschied zu mitteldichten (MDF-) Platten, Hartfaserplatten und Tischlerplatten sind sie jedoch nicht zur feineren Tischlerei bzw. zum Eigenbau von Möbeln prädestiniert.
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OSB-Standards
Wer mit OSB-Platten arbeiten will, sollte die Standardmaße berücksichtigen: Die Stärken liegen im Bereich von 6, 8, 10 usw. bis 22 mm, seltener 25 mm. Standardgrößen sind 600 x 1 800 mm, 600 x 2.400 mm und 1.200 x 2.400 m. Je nachdem, ob es sich um Boden-, Wand- und Deckenverkleidungsstücke handelt, sind auch bedarfsorientierte Maße wie 300 x 2.400 oder 600 x 2.000 mm o.ä. verfügbar. Speziellere Zuschnitte können bei Händlern oder Fachmärkten bestellt werden.
Grundsätzlich solltet Ihr auch die OSB-Klassen kennen, nach denen die Platten in Abhängigkeit von ihrer Feuchtebeständigkeit unterteilt werden: Die Klasse OSB I ist für Möbelteile sowie im Innenausbau vorgesehen, hier auch als aussteifendes Bauelement. OSB II ist für aussteifende und tragende Elemente im Trockenbereich geeignet, OSB III für den Feuchtbereich. Und OSB IV ist stabil genug für aussteifende und tragende Elemente mit hoher Belastung im Feuchtbereich. Übrigens: Innerhalb der EU werden feuchtebeständige Holzfaserplatten auch als „V 113“ bezeichnet.
OSB-Platten verarbeiten & verlegen
- OSB-Platten bestehen aus Holzfasern und sind auf Grund der Verdichtung ebenso wie Holz verarbeitbar: Man kann sie bohren, fräsen und sägen.
- Ein OSB-Bodenbelag wird schwimmend verlegt. Der Untergrund sollte aus den Schichten Estrich – Spanplatte – Trittschalldämmung bestehen. Fest verbunden werden die Platten mit Nut und Feder. Bei der ersten Reihe wird die offene Feder weggesägt. Das Zusammenfügen der Platten geht einfach, wenn man einen Klotz oder ein langes Brett anlegt und es mit einem Hammer schlägt, sodass die Platten nicht beschädigt werden und sich die Kraft gut verteilt. Zusätzlich ist eine Verleimung zu empfehlen. Entsprechende Holz- und Fugenkleber werden von Pattex, Ponal und anderen Herstellern angeboten.
- Beim Verschrauben auf Boden- oder Wandbalken bzw. Profilen ist ein Vorbohren zu empfehlen.
- Wollt Ihr mit OSB-Platten größere Flächen abdecken oder verkleiden, solltet Ihr Euch bewusst sein, dass dabei viel Formaldehyd in die Raumluft gelangt. Dieses ist nachweislich krebserregend.
- OSB-Platten können gefliest, bestrichen und verkleidet werden. Zum Fliesen benötigt man eine Grundierung mit Haftkleber, zum Streichen Sperrgrund. Das Verkleiden mit Gipskartonplatten ist zu empfehlen, da diese dann wiederum relativ problemlos gefliest, gestrichen und übertapeziert werden können.
- Das Verputzen von OSB-Platten ist auf Grund ihre Feuchteempfindlichkeit (selbst bei OSB IV) nicht zu empfehlen. Dazu wird zumindest ein Gewebe bzw. eine Armierung benötigt. Eine Alternative ist es, Lehmstreichputzgrund bzw. Lehmfarbengrundierung aufzutragen. Plattenstöße und Risse sind vorher mit Malervlies abzudecken.
Habt Ihr weitere Tipps zur Verarbeitung von OSB Platten? Dann freue ich mich über Eure Kommentare!