Meine Freundin Andrea überlegt, ob sie sich flüssige Rauhfaser an die Decke packt. Das scheint jetzt erst einmal eine schnelle Lösung zu sein, dann braucht die Decke nicht ganz so glatt gespachtelt werden. Eigentlich wollte sie eine ganz glatte Decke, hat aber noch niemanden gefunden, der ihr diese auch spachtelt (bezahlte Handwerker übersteigen momentan ihr Budget).
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Die passende Flüssigrauhfaser auswählen
Sie wollte jetzt von mir wissen, ob eine solche Zwischenlösung schnell aufgebracht ist und vor allem auch wieder entfernt werden kann. Um einen brauchbaren Rat zu geben, erst einmal ein Blick auf die Besonderheiten dieses Anstrichs:
Flüssige Rauhfaser wird auch Flüssigtapete genannt. Es handelt sich um eine Form der Wandbeschichtung, die als feuchte Masse aufgebracht wird, aber fertig wirkt wie eine Raufasertapete. Flüssige Raufaser wird als Dispersionsfarbe mit Rauhfaserstruktur angeboten – diese Mischungen gibt es fertig im Eimer.
Wenn Ihr keine Kunstharzdispersion an der Wand haben möchtet, sondern auf natürliche Inhaltsstoffe setzt, gibt es auch flüssige Rauhfaser, bei der vor Ort eine Trockenmasse mit Wasser vermengt wird. Diese flüssige Rauhfaser wird auch unter dem Namen Baumwollputz vertrieben – hier gibt es Wandbeschichtungen ohne Lösungsmittel oder andere kritische Bestandteile wie Konservierungsstoffe. Für die Erschaffung der Raufaserstruktur werden Partikel beigemischt. Das können Holzspäne sein wie bei der üblichen Raufasertapete, häufig werden aber auch Baumwollpartikel oder andere Textilteilchen untergemischt. Daher spricht man von Baumwollputz.
Die flüssige Rauhfaser hat durch ihren etwas dickeren Auftrag einige gute Eigenschaften in Bezug auf Schalldämmung und Wärmedämmung, mit den richtigen Inhaltsstoffen sorgt sie für ein gesundes Wohnklima.
Um welche Inhaltsstoffe es sich handelt, solltet Ihr für das einzelne Produkt erfragen, wenn Ihr Wert legt auf die Abwesenheit bestimmter Schadstoffe oder Allergieauslöser. Gerade in diesem Bereich kann wirklich sehr viel zusammengemischt werden, ein technisches Datenblatt kann genauen Aufschluss geben – es sei denn, anstatt der sogenannten Volldeklaration werden nur Gruppennamen angegeben, wie “X % Lösungsmittel”. Ob man sich damit zufrieden gibt, ist eine persönliche Entscheidung. Viele Menschen wollen lieber genau wissen, welche Substanzen sie in ihr Wohnumfeld einbringen.
Meist gibt die Packungsanweisung vor, dass der Untergrund vor dem Streichen mit einem Haftgrund behandelt wird.
Flüssige Rauhfaser verarbeiten
Flüssigtapete und Flüssige Rauhfaser kann auf mehreren Wegen auf die Wand gebracht werden:
Meist wird sie mit einer Traufel (Glättkelle) aufgestrichen, das funktioniert dann ein bisschen so wie beim Brot schmieren. Sie kann aber auch genauso verarbeitet werden wie herkömmliche Dispersionsfarbe, also aufgestrichen werden. Dann verwendet Ihr am besten eine Lammfellrolle, von der Fellstruktur können die beigemengten Partikel gut aufgenommen und abgegeben werden. Raufaserfarbe kann jedoch auch auf die Fläche gespritzt werden, weshalb sie auch Spritztapete genannt wird, entsprechende Geräte können meist beim Anbieter geliehen werden.
Unmittelbar vor der Aufbringung sollte flüssige Raufasertapete gut durchgerührt werden, damit sich die strukturgebenden Teilchen gleichmäßig verteilen. In der Regel wird die Masse zwei Mal aufgetragen.
Flüssige Rauhfaser entfernen
Flüssige Rauhfaser kann unter Umständen wieder entfernt werden, auch hier kommt es auf die Inhaltsstoffe an:
Wenn die Farbgrundlage der flüssigen Rauhfaser aus Wasser besteht, kann sie auch mit Wasser wieder angelöst werden. Dann kann die Rauhfaserfarbe mit einem Schaber entfernt werden, das geht relativ leicht. Ist wasserbeständiges Lösungsmittel mit im Spiel, wird das Entfernen wesentlich schwieriger werden. Dann kann die Rauhfaserfarbe eigentlich nur mit einem Exzenterschleifer entfernt werden, das macht jede Menge Staub und Schmutz.
Jede Art von Dekor- oder Strukturputz kann als Alternative eingesetzt werden, vielleicht findet Ihr im reichen Angebot der Kreativputze oder besonderen Dekor-Farben eine Wandbeschichtung, die Euch noch besser gefällt.
Andrea will weder Lösungsmittel im Haus, noch Konservierungsstoffe, sie wird sich also wahrscheinlich für abwaschbaren Baumwollputz entscheiden.