Meine Kollegin Anna hat Betondecken im neuen Haus, nicht sehr dekorative Stahlbetondecken mit Fugen, Löchern und Rissen, die irgendwie wohnbar gemacht werden müssen. Wieder einmal wurde ich gebeten, ein paar Ratschläge zusammenzutragen: Wie kann man diese Oberflächen verschönern? Reicht streichen aus? Oder muss man sich etwas mehr einfallen lassen? – Also habe ich mir ein paar Gedanken gemacht, die ich Euch nicht vorenthalten möchte.
Inhalt
Vorbereitungen mit Spachelmasse und Schleifpapier
Die ersten Schritte sollten darin bestehen, die Betonflächen zur Verschönerung vorzubereiten:
- Zuerst müsst Ihr die Fugen und die Löcher schließen, für größere Ausmaße empfiehlt sich eine spezielle Fugenspachtelmasse. Ihr solltet die Fugen mit einem Pinsel nass machen und dann die Spachtelmasse mit der Kelle oder mit einem breiten Spachtel in Schichtdicken von maximal 15 mm aufgetragen. Jede Schicht sollte eine Stunde trocknen, bis die nächste Schicht aufgetragen wird, solange bis die Fugen geschlossen sind. Das kann durchaus beachtliche Stunden dauern, aber alles andere würde keine glatte Decke bringen. Kleinere Löcher können mit gewöhnlicher Spachtelmasse verspachtelt werden.
- Jetzt wird geschliffen, so gründlich wie möglich, gerade an der Decke wären alle Übergänge oder Absätze später sichtbar. Da die Fläche ja ziemlich weit entfernt ist, braucht es dafür keine allzu feine Körnung, etwa Körnung 60 bis 80 ist ausreichend. Diesen Untergrund könnt ihr nun ganzflächig mit feinem Spachtel überziehen, der nach der Trocknung glatt geschliffen wird. Dazu tragt Ihr mit einer Glättekelle mindestens 1 mm einer geeigneten Spachtelmasse auf. Wenn die Schicht trocken und geschliffen ist, wird sie mit einer zur nachfolgenden Farbe passenden Universalgrundierung grundiert und dann zweimal überstrichen.
- Ihr könnt handelsübliche Dispersionsfarbe benutzen, die allerdings meist Lösungsmittel enthält, die der Gesundheit und der Umwelt nicht sonderlich zuträglich ist. Auch “lösemittelfreie” Dispersionsfarben, wie der Aufdruck mitunter verspricht, garantieren keine völlige Schadstofffreiheit, haltbare verarbeitungsfertige Wandfarbe lässt sich einfach nicht ohne chemische Füll- und Zusatzstoffe herstellen. Die Alternative sind Naturfarben, von Lehmfarben oder reine Silikatfarben (ohne Kunstharzanteile), Leimfarben oder Kalkkaseinfarben. Sie bewirken gut deckende Anstriche völlig ohne Lösungsmittel oder Konservierungsstoffe, können auch die Raumluftfeuchte regulieren, antistatisch und antibakteriell wirken. Leimfarben oder Kalkkaseinfarben selber herstellen ist übrigens eine preiswerte Möglichkeit der Wand- oder Deckenbeschichtung.
Welche Anstriche eignen sich?
- Ihr könntet nach dem Voranstrich auch n eine Effektfarbe auftragen, die speziell für die Deckenbeschichtung angeboten wird. Von der Firma Sto gibt es zum Beispiel die Beschichtung StoLook Decoperl, die mit einer Trichterpistole aufgespritzt wird. Dann habt ihr feine Perlen an der Decke, eine ausgesprochen ungewöhnliche Deckenbeschichtung. StoLook Deckenbeschichtungen gibt es auch in den Varianten Decor fein und medium (ähnlich einer Putzstruktur), Piccolo (Multicolor-Chips-Effekt-Beschichtung) und Struktur F, bei der durch verschiedene Verarbeitungstechniken unterschiedliche Oberflächen hergestellt werden können. Diese Oberflächen können anschließend noch veredelt werden (z.B. durch Überarbeitung mit StoLook Lasura oder StoLook Metallic). Informationen zu den Dekoren gibt es bei www.sto.de.
- Eine weitere Möglichkeit zur Schaffung einer strukturierten Oberfläche ist das Mischen von Dispersionsfarbe mit Quarzsand. Auch hier wird zuerst grundiert, dann kann so viel Quarzsand in die Farbe gegeben werden, dass das Bindemittel nicht überbeansprucht wird. Empfohlen wird 1 Liter Quarzsand auf einen 15-Liter-Eimer, wobei der Quarzsand eine Körnung zwischen 0,1 und 0,5 mm aufweisen sollte. Wer eine gröbere Körnung verwenden möchte, sollte den Anteil reduzieren. Die mit Quarzsand gemischte Farbe wird mit der normalen Walze aufgetragen.
Putze & Tapeten
- Wer sich das fachgerechte Spachteln der großen Fläche nicht so richtig zutraut, kann stattdessen einen Roll- oder Streichputz auftragen. Auch hier wird erst grundiert, bei Überkopfarbeit wie hier solltet Ihr lieber die Rollputz-Variante wählen, sie wird nach ev. Voranstrich (bei Produktkauf Notwendigkeit erfragen) einfach mit der Lammfellrolle aufgetragen. Wenn Ihr Abwechslung an der Decke mögt, könnt ihr mit der Rolle noch die Struktur beeinflussen, die entsprechende Führung der Rolle könnt Ihr vorher an einem Probestück üben.
- Auch flüssige Raufaser lässt sich nach einem ähnlichen Prinzip an die Decke bringen, sie wird Strukturen fein, mittel und grob angeboten (beispielsweise von Alpina, www.alpina-farben.de) und wird ebenfalls nach Grundierung und Voranstrich aufgespritzt oder aufgerollt.
- Dann gibt es noch die Möglichkeit, Raufasertapete oder Malervlies (Glasdekogewebe aus Glasfasergarn) aufzutragen. Das Vlies kann sogar kleine Unebenheiten aufgleichen, hier müsst Ihr also nicht ganz so gründlich spachteln. Beide Oberflächen werden nach dem Trocknen einmal überstrichen.
Andrea möchte ganz glatte Decken ohne jeden Schnörkel haben, sie überlegt nun, wen sie diese Decken spachteln lässt. Denn das ist ja hier die entscheidende Arbeit – weder sie noch ihr Mann haben Übung in solchen Tätigkeiten. Sie hat aber über den Winter noch Zeit, sich umzuhören.