Ich habe bei meiner Freundin während ihres Urlaubs die Ablesung des Heizkostenverteilers ermöglicht und ihn zu Kontrollzwecken auch selbst abgelesen. Anschließend habe ich meinen Mann gefragt, was mir diese Zahl nun sagen würde. Er hat mir einen interessanten Überblick über Sinn, Zweck und Funktionen der Erfassungseinheiten gegeben.
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Wärmemengenzahler – Heizkostenverteiler
Heizkostenverteiler sind nämlich genau genommen keine Messgeräte. Sie messen keine physikalische Größe, sondern erfassen die Werte, die für die verbrauchsabhängige Berechnung der Heizkosten herangezogen werden. Erst dadurch, dass die Ergebnisse mehrerer Heizkostenverteiler ins Verhältnis zueinander gesetzt werden, werden die individuellen Heizkosten der einzelnen Nutzer ermittelt. Heizkostenverteiler werden üblicherweise eingesetzt, um den Verbrauch mehrerer Wohneinheiten zu ermitteln.
Dagegen wird die von einem Hausanschluss mit Fernwärmeversorgung verbrauchte Wärme, die ein externes Energieversorgungsunternehmen (Stadtwerke) liefert, mit einem Wärme- oder Wärmemengenzähler gemessen. Auch in Wohnungen kann es sich um einen Wärmezähler handeln, wenn ein Heizkostenverteiler ungeeignet wäre, z. B. wenn sich eine Fußbodenheizung in der Wohnung befindet.
- Die Heizkostenverteiler bestehen aus einem Rückenteil, meist aus Metall, das Wärme leitend und mit dem Heizkörper verbunden ist, und einem Vorderteil, das auf das Rückenteil aufgesteckt wird und verplombt ist. Dieses Vorderteil, in der Regel aus Kunststoff, enthält die Vorrichtung, welche die Werte erfasst.
- Wenn der Heizkörper warm wird, wird auch das Rückenteil des Heizkostenverteilers warm. Diese Temperaturwerte werden über die Heizperiode (laut Heizkostenverordnung ein Jahr) gemessen. Der Messwert muss für jeden Heizkörper mit einem individuellen Faktor multipliziert werden, der den Unterschieden in der Wärmeabgabe Rechnung tragen soll, die sich aus verschiedener Größe und Bauart der Heizkörper und dem unterschiedlichen Wärmeübergang von Heizkörper zu Heizkostenverteiler ergeben.
- Wenn diese Korrektur in der Heizkostenabrechnung vorgenommen wird, kann jeder Verdunstungs-Heizkostenverteiler mit der gleichen Skala ausgestattet werden. Sofortige Korrektur erfordert unterschiedliche Heizkostenverteiler mit unterschiedlichen Skalen je nach Heizkörpertyp, die den Korrekturfaktor bereits berücksichtigen. Bei elektronischen Heizkostenverteilern wird der Korrekturfaktor einprogrammiert, diese Korrektur wird bei beiden Systemen bei Montage des Heizkostenverteilers ermittelt und vorgenommen.
Arten von Heizkostenverteilern
Es gibt zwei große Arten von Heizkostenverteilern:
- Heizkostenverteiler, die mit Verdunstung messen und …
- elektronische Heizkostenverteiler, die das alte Modell langsam ablösen.
Heizkostenverteiler mit Verdunstungsprinzip sind mit einem flüssigkeitsgefüllten Glasröhrchen ausgestattet, das der Wärme ausgesetzt ist. Da das Glasröhrchen oben offen ist, verdunstet die Messflüssigkeit bei höherer Temperatur schneller. Am Vorderteil des Heizkostenverteilers zeigt eine Skala, wie viel Flüssigkeit verdunstet ist, dieser Messwert bildet die Grundlage der Heizkostenabrechnung.
Die Mengenzählung und ihre Hürden
Ungenauigkeiten können sich ergeben, weil auch ein wenig Messflüssigkeit verdunstet, wenn der Heizkörper kalt ist, z. B. bei hohen Temperaturen im Sommer. Dieser Kaltverdunstung soll Rechnung getragen werden, indem das Messröhrchen über den Nullpunkt der Skala hinaus befüllt wird. Es kann trotzdem in seltenen Fällen zu Fehlmessungen kommen. Das muss immer dann befürchtet werden, wenn die Messwerte in den einzelnen Wohnungen große Unterschiede aufweisen, die sich dadurch ergeben können, dass die Skala in einer Wohnung anderen Wärmequellen ausgesetzt war, z. B. der Sonne oder eine Kerze, die ständig neben der Heizung stand (woraus Ihr gleich entnehmen könnt, dass diese Kerze keinen guten Standplatz hat).
Das Flüssigkeitsröhrchen wird entweder bei der jährlichen Hauptablesung durch ein neues ersetzt oder verschlossen und zur Beweissicherung ein Jahr im Heizkostenverteiler aufbewahrt. Die Messflüssigkeit hat jedes Jahr eine andere Farbe. Alte Verdunstungs-Heizkostenverteiler mit dicken Röhren sind für moderne Niedertemperaturheizungen mit unter 60 Grad mittlerer Auslegungs-Heizmediumtemperatur nicht zugelassen, da die Messgenauigkeit nicht ausreicht.
“Moderne” Verdunstungsmesser vs. elektronische Zähler
Heizkostenverteiler mit sehr schmalen Röhrchen werden Kapillarheizkostenverteiler genannt. Sie benötigen weniger von der Messflüssigkeit, die in Bezug auf ihre gesundheitliche Unbedenklichkeit nicht unumstritten ist (in der Regel werden Methylbenzoat oder 1-Hexanol verwendet). In der Ablesegenauigkeit sollen sie an elektronische Heizkostenverteiler herankommen, sie sind jedoch preiswerter als diese. Die Kapillarheizkostenverteiler sind für mittlere Auslegungsheizmediumtemperaturen bis zu 55 °C zugelassen.
Nun wisst Ihr alles über die Funktionsweise von Wärmemengenzählern. Wie Ihr sie selbst ablesen könnt, um Euren Verbrauch einzuschätzen, erfahrt Ihr in meinem Beitrag “Heizkostenverteiler ablesen – Wie geht’s richtig?”