Die Welt verändert sich, technische Neuerungen können auch in Bezug auf die Gestaltung der Wohnräume nachdrückliche Spuren hinterlassen. Meine Freundin renoviert zwar ein altes Haus, bringt aber trotzdem die Neuheiten ein, die ihr zusagen. Wie viel Licht ohne Kabel, also LED-Licht, das mit Batterien betrieben wird, auch Solar-Innenbeleuchtung ist vorgesehen. Dadurch erhält sie einige vollkommen ebenmäßige Wände, an denen keine Steckdose stört.
Diese Wände verdienen natürlich eine besondere Gestaltung, hier greift meine Freundin auch gerne auf ganz alte Handwerkskunst zurück. Momentan schwärmt sie von Tadelakt Putz. Ob ich den kenne, fragte sie, und ob das vom Aufwand her machbar sei.
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Was ist Tadelakt?
“Ja, ich kenne Tadelakt-Putz”, sagte ich. “Das ist ein wunderschöner Glanzputz, der mit Steinen verdichtet wird, bis er ein ganz eigenes Feuer entwickelt.” Tadelakt spielt mit dem Licht und dem Schatten, die Oberfläche wirkt wie lebendig, einige Designer sprechen dem Tadelakt sogar “Magie” und “subtil leuchtende Farbigkeit” zu.
- Tadelakt ist aber nicht nur schön, er ist auch Wasser abweisend und wird ohne Fugen aufgetragen, die dann eben auch nicht schimmeln können.
- Ferner ist diese Wandbeschichtung rein mineralisch, enthält also keinerlei Kunststoffanteile, diffusionsoffen, geruchsneutral und schmutzunempfindlich.
- Tadelakt hat eine sehr hohe Dichtigkeit und damit auch Stoßfestigkeit, und er desinfiziert sogar aufgrund seiner hohen Alkalität. Damit ist er natürlich auch eine tolle Wandbeschichtung für jede Küche.
Ursprung des Tadelakt Putzes
Tadelakt stammt aus Marrakesch, wo er angeblich schon seit der Antike verwendet werden soll. Zuerst wurde er zum Abdichten von Zisternen eingesetzt, dann schmückte er orientalische Bäder und Paläste. Die marokkanischen Berber sind traditionell Meister der Tadelakttechnik, das Wissen wird von Generation zu Generation weitergegeben.
Tadelakt verarbeiten – Grundsätzliches
Da meine Freundin gerade keinen Berber zur Hand hat, will Sie sich in Ihrer Küche selbst ans Werk machen.
- Der geeignete Untergrund ist bei ihr vorhanden, ein mineralischer Mörtel.
- Am besten zum Auftragen von Tadelakt sind alle rauen, trockenen und absorbierenden Wände geeignet, besonders empfehlenswert soll die Aufbringung auf Kalkputz, Kalk-Zement-Putz und Beton sein.
- Tadelakt kann aber eigentlich auf jeden Untergrund aufgetragen werden, wenn bestimmte Voraussetzungen, z. B. durch einen Haftgrund, hergestellt werden.
- Wenn Tadelakt andauernd Feuchtigkeit ausgesetzt ist, wie z. B. beim Einsatz im Badezimmer, kann eine Abdichtung des Untergrunds erforderlich sein, damit die Bausubstanz nicht leidet.
Firmen, die mit Tadelaktpulver arbeiten, kennen die richtige Abdichtungsmethode, meist wird ein mineralisches Dichtsystem besser geeignet sein als der Einsatz einer flüssigen Folie. Diese Dichtungen gibt es als Dichtspachtel und flexible Dichtschlämme, sie werden auch Verkieselungssperre genannt.
Wenn Ihr den Tadelakt durch die Firma anbringen lasst, solltet Ihr dieser Firma am besten auch die Abdichtung übertragen, sie haftet dann für die Ausführung. Bei Badewannen oder Duschen mit Tadelakt ist die Abdichtung der Ecken und des Bodens besonders zu beachten. Wenn Ihr Euch selbst ans Werk machen wollt, erfahrt Ihr beim Verkäufer des Tadelakts mehr über die Abdichtung.
Tadelakt anrühren und Wände verputzen
- Das Tadelaktpulver wird nach Packungsanleitung mit Wasser angerührt, meist kommen 1 l Wasser auf etwas mehr als 2 kg Pulver.
- Der Eimer muss dann luftdicht verschlossen werden, der Tadelakt muss nun zwei oder mehr Tage “sumpfen”, also ruhig stehen, meist müsst Ihr anschließend noch etwas Wasser zugeben, um eine geschmeidige Putzmasse zu erhalten.
- Bei Aufbewahrung mit luftdichtem Verschluss kann Tadelakt einige Tage lang verarbeitet werden. Eine unverputzte Wand erhält eine Spritzputz-Schicht, aus Beton oder zementgebundenen Fliesenkleber, von der Ihr alle weit vorstehenden Teile mit einem Handbrett abrubbelt. Dann wird der Grund angefeuchtet.
- Nun wird der Tadelakt mit der Kelle auf die Wand aufgetragen, indem Ihr Euch etwas Masse auf eine große Handkelle aufladet und mit der kleineren Glättkelle den Tadelakt mit streichenden Bewegungen portionsweise an die Wand bringt. Immer wieder wird der Auftrag mit einem Holzbrett verrieben und mit einem Kunststoffspachtel geglättet und dabei schon ein wenig verdichtet.
- Danach wird abschließend verdichtet und poliert, mit einem Halbedelstein (z. B. einem Achat) und einem Plastikglätter. Der Stein raut auf, mit dem Plastik wird anschließend geglättet. Je mehr der Tadelakt poliert wird, desto mehr schließen sich die Poren und desto wasserdichter wird die Oberfläche.
- Den Abschluss bildet eine Behandlung mit schwarzer Olivenölseife, bei der Kalk und Seife eine chemische Verbindung eingehen, also Kalkseife entsteht. Die Seife wird mit einem Pinsel aufgetragen und mit dem Stein einpoliert.
Wie ging’s weiter?
Meine Freundin hat inzwischen eine Wand ganz alleine mit dem dünneren Tadelakt versehen, sie fand es nicht überwältigend schwierig. Bloß anstrengend, beim Verdichten und Polieren seien ihr fast die Arme abgefallen. Jetzt ist sie gespannt, wie sich der Tadelakt im täglichen Gebrauch macht, sie weiß auf jeden Fall, dass sie keine säurehaltigen Putzmittel verwenden darf.