Ein Klinkersockel ist fällig, haben wir bereits beim letzten Besuch bei Tante Anni mitten im Winter festgestellt. Neulich hat mein Mann das schöne Wochenende genutzt und ist dem Gemäuer an die Fugen gegangen. Ich hatte ihm vorher ein paar Tipps gegeben, wie man die Fugen einer Mauer erneuert – wenn man weiß, was man zu tun hat, kann das die Arbeit unheimlich erleichtern.
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(Neu) Verfugen ist gar nicht schwer
Wer eine ganz neue Mauer baut, eine Vormauerschale aus Klinkern z. B., die die Dämmung schützen soll, kann sofort verfugen:
Das Sichtmauerwerk wird dann direkt während des Aufmauerns verfugt. Wenn direkt verfugt wird, werden die Steine in so viel Mörtel gelegt, dass dieser aus den Fugen austritt. Er wird dann mit der Kelle bündig zum Mauerwerk abgenommen. Wenn der Mörtel ein wenig angetrocknet ist, müssen die Fugen mit einem Schlauchstück oder mit einem Fugeneisen auf eine Höhe gebracht werden, die sich etwa 2 mm hinter den Steinkanten befindet.
Der Nachteil dieser als “Fugenglattstrich” bezeichneten Methode besteht für Hobbymaurer darin, dass es jede Menge Übung erfordert, bis man genau den richtigen Zeitpunkt trifft, in dem der Mörtel ausreichend getrocknet ist. Wenn Ihr eine spezielle Fugenfarbe einbringen wollt, könnt Ihr bei diesem Verfahren auch mit erheblichen Mehrkosten rechnen, Ihr müsst die gesamte Fugenmasse einfärben!
Ihr könnt die Verfugung aber auch auf später verschieben – meist die angenehmere Methode, wenn Ihr Eigenleistung einbringt. Die Wand kann also ruhig schon eine Weile stehen, bis Ihr die Fugen schließt. Das läuft in vier Schritten ab:
- Auskratzen,
- Säubern,
- Befeuchten,
- dann Verfugen.
Und Ihr müsst natürlich bei jeder überkopfhohen Mauer ein Gerüst oder ein großes Brett mit zwei Tischböcken bereitstellen, damit Ihr alle Schritte zügig hintereinander durchführen könnt. Oben an der Mauer wird angefangen, dann arbeitet Ihr Euch jeweils nach unten durch.
Fugenerneuerung bei Klinkermauern
Auch bei einer Mauer, deren Fugen gerade selbsttätig auseinanderfallen, geht Ihr genau so vor, wie nun beschrieben wird:
- Zuerst müsst Ihr die Fugen so weit auskratzen, dass sie überall 1,5 bis 2 cm tief sind. Dazu verwendet Ihr bei poröserem oder recht grob strukturiertem Klinker am besten ein Stück hartes Holz, das gut in die Fugen passt. Damit werdet Ihr keine Scharten in den Klinker einbringen. Es gibt spezielle kegelförmige Hartholzleisten im Baumarkt zu kaufen. Wenn die Mauer aus glatten und hart gebrannten Klinkern besteht, könnt Ihr ruhig metallenes Werkzeug verwenden. Dann solltet Ihr Euch einen Schraubenzieher oder einen Meißel suchen, der genau in die Fugen passt. Das Kratzwerkzeug muss immer gerade geführt werden, wenn Ihr verkantet, entstehen schnell Hebelkräfte, denen auch die Kanten des härtesten Klinkers nicht gewachsen sind.
- Wenn die Fugen frei sind, wird die Wand mit Besen oder Hochdruckreiniger (nur mit Wasser) von losen Teilen und Staub befreit. Wenn Ihr den Hochdruckreiniger mit normalem Wasser nehmt, habt Ihr gleich Schritt 3 erledigt, das Vornässen. Ihr solltet mit dem Hochdruckreiniger aber nicht zu nah herangehen, sonst können wieder die Kanten des Klinkers beschädigt werden. Die Wand muss vorher befeuchtet werden, weil sie sich sonst die Feuchtigkeit aus dem frischen Fertigmörtel ziehen würde. Der würde dann zwar superschnell trocknen, aber beim Trocknen auch Risse bilden, die später die Fugen aufplatzen lassen könnten.
- Jetzt wird der Fugenmörtel nach Packungsanweisung angerührt, bei einer kleineren Mauer empfiehlt sich gebrauchsbereit angemischter Fertigmörtel, der nur noch mit Wasser angerührt werden muss. Er ist jedoch etwas teurer, bei einer riesigen Mauer lohnt es sich deshalb, den Mörtel selbst zu mischen. Hier müsst Ihr Euch aber ziemlich genau nach der Anleitung auf der Packung richten, nur dann hat der Mörtel die Eigenschaften, die Ihr von ihm verlangt. Mörtel mit zu wenig Zement könnte z. B. nach dem Trocknen einfach auseinanderfallen, mit zu viel Zement könnte er kreative Ausblühungen entwickeln, die Ihr ganz bestimmt nicht haben wollt. Bei sehr großen Mauern lohnt es sich sogar unter Umständen, eine Mischmaschine auszuleihen, um den Fugenmörtel anzurühren.
- Bitte verfugt weder bei strömendem Regen (doch, es gibt Menschen, die auf solche Ideen kommen, dann würde die Fugenmasse aber direkt wieder ausgewaschen werden), noch in der prallen Sonne. Ihr sollt Eure Mauer jetzt nicht versetzen, aber es lohnt sich wirklich, einen Tag mit leicht bedecktem Himmel abzuwarten oder darauf zu achten, welche Hausseite zu welcher Zeit nicht von der Sonne beschienen wird. Liegt die Mauer immer in der Sonne, solltet Ihr die Wand mit einer dicken Plane beschatten, die Fugen werden einfach fester und halten länger.
Umgang mit Fugblech und Fugenkelle
Der Mörtel wird sofort nach dem Anrühren mit Fugblech und der Fugenkelle in den Fugen verteilt. Ihr ladet Euch dazu immer eine Portion Mörtel auf das Fugblech, das Ihr dann quer vor die Mauer haltet. Nun könnt Ihr mit dem Fugeneisen immer ein wenig Mörtel vom Fugblech nehmen und in die Fuge pressen. Ihr braucht übrigens zwei Fugeneisen (Fugenkellen): ein kurzes für die Stoßfugen (die senkrechten Fugen) und ein längeres für die Lagerfugen (die waagerechten Fugen).
- Die Fugen werden geglättet, indem Ihr mit der Fugenkelle immer wieder dagegen drückt, diese Fugen sollten nicht gezogen werden, dabei kommt schnell wieder Fugenmasse raus. Wenn alles trocken ist, werden alle Mörtelreste mit dem Handfeger abgefegt, dann ist die schmucke, erneuerte Mauer fertig.
Mein Mann hat sich diese Anleitung nur einmal durchgelesen und gesagt: “Alles klar!” Er hat den ganzen niedrigen, aber ziemlich langen Klinkersockel an einem Tag geschafft und war ganz stolz. Allerdings hatte er noch Tage später einen recht unangenehmen Muskelkater in den Oberschenkeln, weil er dauernd voller Konzentration vor der Mauer in die Knie gegangen ist, anstatt sich auf sein Kissen zu setzen.