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Wie man Kupferrohr biegen kann

Wie man Kupferrohr biegen kann

Meine Freundin Bettina will im Frühjahr ihre Heizung erneuern und beschäftigt sich jetzt mit den Einzelheiten. Es ist nicht ganz unkompliziert bei ihr, zum Beispiel sollen alte Heizkörper erhalten werden, ev. eine Sockelheizung integriert werden usw. Also eine ganz individuell maßgeschneiderte Lösung, die bei der Planung nicht wenig Arbeit macht.

Heizungsrohre aus Kupfer biegen

Sie hat mich gebeten, ihr zu einigen Themen Checklisten zu erstellen, damit sie sich diese Arbeit erspart. Unter anderem ging es darum, wie man Kupferrohre biegen kann:

  1. Kupferrohre werden von vielen Heimwerkern bei der selbst durchgeführten Installation eingesetzt. Sie werden z. B. für die Trinkwasserzuführung verwendet, da sie lange haltbar und hygienisch sind und sich ziemlich einfach verarbeiten lassen.
  2. Kupferrohr gibt es als Stange bis zu 5 m Länge, diese Kupferrohrstangen sind sehr hart und damit ohne Werkzeug kaum zu biegen. Das Stangenmaterial ist sehr gerade, weshalb die verlegten Stangen ebenfalls sehr genau gerade verlegt werden können, es wird deshalb vor allem für Leitungen auf Putz verwendet.
  3. Kupferrohr in Ringen wird in 25 oder 50 Meter Länge geliefert. Es lässt sich schneller verlegen, ein Vorteil ist auch, dass es sich in Bögen verlegen lässt. Ihr müsst hier also nicht für jede Richtungsänderung Biegungen einplanen. Außerdem spart Ihr durch die großen Längen Verbindungsstellen, wenn große Längen verlegt werden sollen. Die Qualität beider Rohre ist gleichwertig, das Ringrohr wird deshalb gerne für Rohre verwendet, die nicht sichtbar sind, für Rohrleitungen unter Putz zum Beispiel.
  4. Für die Hausinstallation werden folgende Durchmesser eingesetzt: 15, 18, 22 oder 28 mm Außendurchmesser bei 1 mm Wandstärke, weiche Rohre in Ringen werden üblicherweise nur bis 22 mm Außendurchmesser angefertigt. Welchen Rohrdurchmesser Ihr einsetzt, richtet sich nach der benötigten Wassermenge, wenn es um eine Installation in Größenordnungen bis zum Zweifamilienhaus geht, ist eine genaue Berechnung in aller Regel nicht erforderlich, man verwendet dann folgende Richtmaße: Anschlussleitung (Leitung bis zum Wasserzähler) 28 mm, Steigleitung 22 mm und Stockwerksleitung 15 mm. Dieser Leitungsdurchschnitt ist jeweils der Mindestdurchmesser, der nicht unterschritten werden sollte.

Welche Kupferrohre darf man verbauen? Wie funktioniert’s?

Die Qualität der Kupferrohre richtet sich nach DIN 1786, diese DIN-Nummer sollte auch auf das Rohr gestempelt sein. Kupferrohre für Gasleitung richten sich nach DIN EN 1057 und DVGW-Arbeitsblatt GW 392, Auskunft gibt der Händler. Nach der Hauptabsperreinrichtung dürfen Kupferrohre für Innenleitungen und für frei verlegte und erdverlegte Außenleitungen verwendet werden. Für die Außenleitungen gelten zusätzliche Anforderungen.

  1. Beide Sorten Kupferrohr werden als blankes oder isoliertes Rohr verkauft. Das isolierte Rohr ist auch als Wicu-Rohr bekannt, der Hersteller Wieland-Werke AG, www.wicu-systems.com hat es als Marke registrieren lassen. Das isolierte Rohr wird für Warmwasserleitungen verwendet, um den Wärmeverlust zu verringern, und für Kaltwasserleitungen, wo es Schwitzwasser verhindert. Die Verlegung von Wicu-Rohr spart Arbeitszeit, die Lötstellen müssen aber nachisoliert werden. Wenn Ihr preiswerteres blankes Rohr verwenden möchtet, könnt Ihr es selber isolieren.
  2. Wenn eine Richtungsänderung ansteht, müsst Ihr die Rohre biegen oder eine Eckverbindung mit Fittings herstellen. Die Kupferrohre in Ringen können mit oder ohne Werkzeug gebogen werden. Auch Kupferrohre mit Kunststoff-Stegmantel oder werkseitig wärmegedämmte Ringrohre können gebogen werden. Ohne Werkzeug wird einfach per Hand gebogen, eventuell über einer geeigneten Biegehilfe, zum Beispiel kann das Knie die Rundung vorgeben. Dabei müsst Ihr besonders auspassen, dass Ihr den Biegeradius (s. unten) nicht aus Versehen zu sehr verkleinert, wenn es zu scharfkantig gebogen wird, knickt das Rohr.

Der richtige Umgang mit Biegewerkzeugen

Es gibt aber auch Biegewerkzeuge, in die das Kupferrohr eingelegt wird, um dann kontrolliert gebogen zu werden. Einige dieser Biegewerkzeuge können auch zum Biegen von Rohren mit Kunststoff-Stegmantel eingesetzt werden, dabei müsst Ihr sehr darauf achten, dass der Mantel beim Biegen nicht beschädigt wird. Ihr solltet hier nur Werkzeuge einsetzten, die keine scharfen Kanten am Gleitschuh haben. Wenn die Ringrohre wärmegedämmt sind, müsst Ihr das Dämmmaterial am Bogen vor dem Biegen entfernen.

Wichtig ist der Biegeradius, beim Biegen ohne Werkzeug solltet Ihr erfahrungsgemäß den Rohraußendurchmesser mit 6 bis 8 multiplizieren. Das bedeutet, bei einem 15-mm-Rohr sollte ein Biegeradius von 90 bis 120 mm eingehalten werden. Der Radius ist die Strecke vom Mittelpunkt eines Kreises bis zum Rand, einen Biegeradius von 120 mm haltet Ihr also ein, wenn Ihr in die Rohrbiegung einen Kreis von 24 cm Durchmesser einlegen könntet.

Biegeradius wählen & Kaltbiegung vornehmen

Dabei ist entscheidend bei der Wahl des Biegeradius, dass im Bereich der Biegung keine Querschnittsverengungen, Faltenbildung oder Knicke bewirkt werden. Dies gilt grundsätzlich auch beim Biegen mit Werkzeug, vor allem bei Kupferrohr mit Kunststoffmantel oder Wärmedämmung müsst Ihr besonders vorsichtig vorgehen, weil schnell ein Knick entstehen kann, der dann unter dem Mantel unbemerkt bleibt. Einige Biegewerkzeuge können auch kleinere Biegeradien als die oben genannten herstellen, das kann wichtig sein, wenn wenig Platz vorhanden ist.

  1. Kupferrohre in Stangen können bis zu Maßen von 28 x 1 mm, ev. 1,5 mm mit geeigneten Werkzeugen kalt gebogen werden. Auch hier müssen die Mindestbiegeradien eingehalten werden. Eine Tabelle mit den Zahlen gibt es auf der Seite des Deutschen Kupferinstitutes, www.kupferinstitut.de. Ihr müsst unter “Technische Info” zu “Rohrinstallation” und von dort zu “Einsatzbereiche”, “Trinkwasserinstallation” gehen, unter dem Stichpunkt “Zugelassene Verbindungstechniken in Trinkwasser-Installationen” findet sich die Tabelle. Auch hier ist wichtig, dass die Bögen umgeformt werden, ohne dass Risse, Falten, Knicke oder Gleitlinien entstehen. Mit zunehmender Wandstärke sinkt dann das Kaltumformvermögen. Das Biegen funktioniert dann nur noch nach vorherigem Zwischenglühen (Weichglühen). Aber das betrifft vor allem Kupferrohre, die normalerweise nicht vom Heimwerker verbaut werden.

Bettina will sich jetzt erst einmal entscheiden, ob sie Kupferrohre, reine Kunststoffrohre oder Mehrschicht-Verbundrohre für die Installation nimmt, dann wird sie sich gegebenenfalls mit der Frage “Biegen oder Fittings” beschäftigen.