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Dispersionsfarbe entfernen – 8 Möglicheiten bei Wand & Decke

Dispersionsfarbe entfernen – 8 Möglicheiten bei Wand & Decke

Über Weihnachten arbeitete ich einige Anfragen einer guten Freundin ab, die sich ein waghalsiges Projekt aufgeladen hat: Sie saniert ein großes, altes Haus, in dem sie möglichst viele der alten natürlichen Materialien erhalten oder wieder einbringen möchte. Deshalb sollen auch die Wände, die mit Dispersionsfarbe gestrichen wurden, am besten wieder befreit werden von dieser Beschichtung und dann einen Naturfarbenanstrich erhalten. Ich habe mal nachgesehen, ob und wie das geht.

Möglichkeiten, Dispersionsfarbe zu entfernen

Zuerst solltet Ihr überlegen, ob die Dispersionsfarbe unbedingt entfernt werden muss, denn das ist nicht wenig Arbeit. Wenn die Wand glatt und die Farbe fest ist, kann beispielsweise einfach auf die Dispersionsfarbe tapeziert werden!

  1. Alte Dispersionsfarbe sollte vor einer Neugestaltung der Wand entfernt werden, wenn es sich um ein bereits teilweise lockeres Gebilde aus mehreren Schichten handelt. Meist ist die fehlende Haftung deutlich sichtbar. Im Zweifel solltet Ihr lieber die ganze Wand grob abklopfen. Wo es hohl klingt, wird wohl nichts mehr halten.
  2. Bisher musste alte Dispersionsfarbe auch entfernt werden, wenn für die Zukunft eine ökologische Wandgestaltung mit Naturfarben geplant war. Dabei ging es häufig nicht um eine Schadstoffbelastung durch die alte Dispersionsfarbe, die im Laufe der Jahre wohl ihre gesundheitsschädlichen Stoffe ausgedampft hat. Für die Zukunft wollte man aber keine lösungsmittelhaltigen Anstriche einsetzen, wegen der gesundheitlichen Belastung und weil die Wand mit jeder Schicht “Plastik” undurchlässiger wird. Das ging aber nicht ohne Entfernung der alten Dispersionsfarbe, da die Naturfarben auf der Kunstharzdispersion nicht hielten. Dieses Dilemma hat inzwischen die Firma Kreidezeit gelöst, indem sie GekkkoSOL entwickelt hat. GekkkoSOL ist die erste Haftbrücke auf rein natürlicher Basis, geruchsfrei und lösemittelfrei. GekkkoSOL deckt gut, ist hoch diffusionsfähig, spritzwasserfest und schimmelhemmend. Es haftet auf Gipsputz und Kalkputz, Dispersionsfarben, Lack und Fliesen – also eigentlich auf allem, was sich an einer Wand befinden könnte.

Wasser, Dampf und rohe Kräfte

Wie alte Dispersionsfarbe entfernt wird, hängt von ihrer Zusammensetzung ab. Die Dispersion ist eine Emulsion aus Bindemitteln und Lösungsmitteln, färbenden Mitteln (meistens Pigmente) und sonstigen Zusatzstoffen. Die herkömmliche Wandfarbe ist eine Kunstharzdispersion, hier werden also hauptsächlich Kunstharz und Wasser gemischt. Dann können noch Metalloxide (Farbe) enthalten sein und Füllstoffe wie Calciumcarbonat, Silikat oder Quarzmehl.

  1. Mit etwas Glück und viel Geduld kann Wasser etwas ausrichten. Gute Chancen habt Ihr bei Dispersionsfarbe auf Tapete, hier könnt Ihr den ganzen Anstrich mit Wasser einweichen, dem etwas Tapetenlöser beigemischt wurde. Meist quillt die Tapete dann auf und kann mit einem Spachtel entfernt werden. Sitzen mehrere Schichten Dispersionsfarbe übereinander, kann eine Stachelrolle helfen, das Wasser in den Untergrund vordringen zu lassen. Auch Dispersionsfarbe auf der Wand ist so mitunter zu entfernen. Warmes Wasser mit Kleister und ein paar Tropfen Geschirrspülmittel wirkt am besten, wenn es unter einer dünnen Abdeckfolie einziehen kann. 20 bis 30 Minuten sollte die Feuchtigkeit einwirken.
  2. Die nächste Methode ist der Einsatz von Heißdampf, auch Sandstrahlgeräte oder Mikrostrahlgeräte können helfen. Diese Geräte gibt es bei spezialisierten Reinigungsfirmen, manchmal auch zu leihen. Allerdings ist der Einsatz nur in einem leer geräumten Zimmer möglich, auch der Boden kann unter dieser Behandlung leiden.
  3. Ebenso ist es, wenn die alte Farbe mit einem Druckmeißel entfernt werden muss. Das kann notwendig sein, wenn Dispersionsfarben direkt auf Putz verarbeitet wurden und schon lange haften. Besonders schwierig zu entfernen sind Dispersionsanstriche, die auf Kalkfarbe aufgetragen wurden.
  4. Sind Wand oder Decke mit Holz verkleidet, geht der Dispersionsanstrich normalerweise mit dem Holz eine feste Verbindung ein, die nur mit manuellen technischen Methoden gelöst werden kann. Hier müsst Ihr also mit Farbschaber und/oder Schleifgerät arbeiten, was eine enorme Staubentwicklung mit sich bringen kann, die einen Atemschutz empfehlenswert macht.

Auf den richtigen Arbeitsschutz solltet Ihr auf jeden Fall achten. Vor allem bei umfassenden Renovierungen alter Anstriche besteht durchaus die Gefahr, dass sich mit der Wandfarbe gesundheitsschädliche Stoffe lösen, die besondere Schutzmaßnahmen erforderlich machen.

Ausweg mit Abbeizer?

  1. Es gibt auch spezielle Dispersionsfarben-Abbeizer. Damit diese sicher wirken, solltet Ihr angeben können, um welche Dispersionsfarbe es sich handelt, nur dann besteht die Chance, dass ein bestimmter Abbeizer wirksam ist. Die Arbeit mit dem Abbeizer ist allerdings nicht angenehm. Es stinkt unheimlich, und was da stinkt, ist nicht gut für die Gesundheit. Mehrere Farbschichten müssen mitunter Schicht für Schicht abgelöst werden. Es gibt Abbeizchemikalien auf lösemittelhaltiger oder auf alkalischer Grundlage, beide sind sowohl für die menschliche Gesundheit als auch für die Umwelt problematisch. Außerdem muss der Abbeizer anschließend auch wieder von der Oberfläche entfernt werden, dabei fällt problematisches Abwasser an, das nicht einfach in den Ausguss gekippt werden kann. Deshalb ist Abbeizen wirklich das letzte Mittel, an das Ihr nur denken solltet, wenn alles andere versagt hat und auch keine andere Lösung denkbar ist.
  2. Wenn sich der Anstrich überhaupt nicht rückt und rührt, handelt es sich möglicherweise nicht um Dispersion, sondern um Silikatfarbe. Die geht durch Verkieselung eine so enge Verbindung mit dem Untergrund ein, dass das Entfernen ein echter Spaß würde. Hier müsst Ihr noch sorgfältiger überlegen, ob die Farbe nicht draufbleiben kann. Silikatfarbe kann je nach Zusammensetzung sehr gute Eigenschaften haben.

Mein Fazit

Ich habe bereits mit Bettina gesprochen: Bei mehreren Wänden wurde Dispersionsfarbe auf Tapete gestrichen, gute Chancen für die Entfernung also. Bei einer Wand wurde die Farbe direkt auf den Putz aufgetragen, hier wird wohl die Haftbrücke von Kreidezeit zur Anwendung kommen.